bisschendiktatur

Nur ein bisschen Diktatur, bitte!

Karla | 11.04.2022

Unter der Nachricht, die Impfpflicht sei im Bundestag gescheitert, kommentierte neulich jemand, das sei ja nun der Beweis dafür, dass wir nicht in einer Corona-Diktatur leben. In der Antwort eines Users - Jaja, das werden wir noch sehen, wenn im Herbst wieder die Maßnahmen anfangen - klang ein wenig verzweifelte Hoffnung mit. Ein beinahe bemitleidenswerter Versuch, das Narrativ aufrecht zu erhalten: Es ist noch nicht vorbei, Leute, versprochen! Haltet noch ein bisschen durch mit eurem Protest, vielleicht kriegen wir noch etwas Diktatur, bitte, bitte?

Die Spaziergänger-Demos in der Bonner Innenstadt wirkten zuletzt ein bisschen ausgedünnt, ein bisschen ratlos. Verloren stehen sie herum, die Freiheitskämpfer:innen, und niemand hindert sie daran - was sie am meisten zu stören scheint. Das Polizeiaufgebot schwindet, weil es irgendwie niemanden juckt. Das Leben geht weiter, die Maßnahmen fallen, Durchseuchung ist angesagt, aber da bleibt eine kleine Gruppe von selbsternannten Revolutionären übrig, die fest darauf hoffen, am Ende doch Recht gehabt zu haben. So trottelig und verlassen sehen sie aus, man wünscht ihnen fast ein bisschen den Kampfgeist zurück, aber auch nur fast. Der letzte Rest der Motivation wird dort zusammengekratzt, gemeinsam gegen die Impfpflicht, aber irgendwie scheint der Bundestag da zuzustimmen. Ja blöd, da sind die quergedachten Überzeugungen auf einmal Mainstream. 

Man hat fast den Eindruck, es mit einer Gruppe von Teenagern zu tun zu haben, die ihre Nase weniger in Jugend-Dystopien stecken sollten. Nur einmal Protagonist:in sein, das wär's, oder? Anführer:in des Widerstands gegen ein unterdrückerisches System, mal ein bisschen dem langweiligen Alltag entkommen. Aber was, wenn das System gar nicht unterdrückerisch ist, sondern eher ein bisschen lasch, ein bisschen unentschlossen? Dann tut man halt einfach so, als ob. Man will ihnen gerne ein Flugticket nach China kaufen, damit sie sich mal anschauen können, wie so ein Lockdown auch aussehen kann. Aber vielleicht würden sie dann insgeheim hoffen, dass es hier auch so coole dystopische Roboterhunde gäbe, die laut dem Deutschlandfunk in den Straßen von Shanghai patroullieren, um die Maßnahmen durchzusetzen. Dann könnte man sich mal wirklich unterdrückt fühlen. So ein Roboter ist doch wirklich ein besserer Endgegner als Karl Lauterbach, der sich nicht mal entscheiden kann, ob Corona-Infizierte ab Mai in Isolation sollten oder nicht

Tja, sie können einem fast leidtun, bei so einer Blamage. Das ganze Gerede über Impfzwang, und am Ende kommt nichts dabei herum. Damit, dass Leute massenweise an der Impfung sterben werden, haben sie jedenfalls vergeblich gedroht, und auch Bill Gates konnten keine Vergehen nachgewiesen werden. Man kann ihnen wirklich nur wünschen, dass sie Telegram vom Handy löschen und ein anderes Hobby finden. In der Zwischenzeit schlage ich vor, es doch mal mit dem Maske tragen auszuprobieren, das ist ja nach Ansicht vieler Menschen jetzt fast retro, also eigentlich wieder cool, und gegen die Chemtrails soll es auch helfen, aber pssst, das haben Sie nicht von mir gehört.

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