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Warum ich Misanthropin bin – Teil 1:

Die AfD ist das Letzte


Laura | 09.11.20

Zwei Dinge, die ich wirklich nicht leiden kann, sind Leute, die den Holocaust leugnen oder relativieren, und die AfD. Insofern hat letztere mal wieder den Vogel abgeschossen. Im September diesen Jahres stellte die hessische AfD einen Antrag, dass der neunte November ein deutscher Nationalfeiertag werden soll. Allein während ich das hier schreibe kommt mir die Galle hoch. Denn wie jeder weiß, der im Geschichtsunterricht auch nur einmal kurz aufgepasst hat, fand im Jahre 1938 das Novemberpogrom statt, bei dem im Rahmen unter der Führung des Nazi-Regimes die systematische Verfolgung der Juden begann. 

„Dabei ist es allemal kein Geheimnis, dass sich Deutschland nicht gerade mit einer aufgearbeiteten Geschichte in Bezug auf die Verbrechen des Nazi-Regimes schmücken kann. "

Die „Reichskristallnacht“, sehr zynisch hergeleitet von den am Boden liegenden Scherben die nachts wie Kristalle glitzern, beschreibt die strukturierte Zerstörung von Synagogen sowie Geschäften und Wohnungen jüdischer Bürger durch die SA und die SS. In der offiziellen Bilanz wurden 91 Tote vermerkt, wobei in Wirklichkeit mehr als 1.300 Menschen währenddessen oder in unmittelbarer Folge dieses Terrors starben. Die Führung der Münchner NSDAP gab den Anlass, um dem 15. Jahrestag des Hitler-Putsches zu gedenken, und verkaufte das grausame Pogrom hinterher als spontanen Akt des „Volkszorns“, unterstützt durch die Aussage des NS-Regimes, dies sei „berechtigte und verständliche Empörung des Deutschen Volkes“ gewesen. Am Tag darauf wurden über 30.000 männliche Juden in Konzentrationslager verschleppt.

Trotz des Wissens über diese Grausamkeit und den systematischen Völkermord, der darauffolgte, verlangt die AfD, dass der neunte November zum offiziellen Tag der Deutschen Einheit erklärt wird. Meron Mendel schreibt für die Jüdische Allgemeine online dazu: Die Rechtspopulisten schreiben die Einladungskarten zum Tanz auf den Gräbern der ermordeten Juden. Und er hat recht! Dass die Mitglieder der AfD nicht „Hier!“ gerufen haben, als Gott die Intelligenz verteilt hat, haben sie schon mehrfach bewiesen, doch mit dieser Aktion heben sie sich selbst auf ein neues Level. Kurz vor dem dritten Oktober stellten sie diesen Gesetzesentwurf im hessischen Landtag vor. Die Begründung beinhaltete unter anderem, dass der neunte November nun mal der „wahre“ Tag der Deutschen Einheit sei und der dritte Oktober sei „künstlich und zwanghaft“ und der Anlass, also der Beitritt der DDR zur BRD „verdecke die Lebensleistung der Ostdeutschen.“

Leider ist dies kein Einzelfall. Die Relativierung und der problematische Umgang mit der Geschichte Deutschlands ist beinahe schon ein Erkennungsmerkmal dieser Partei. An dieser Stelle möchte ich gerne noch einmal daran erinnern wie Björn Höcke das in Berlin stehende Holocaust-Mahnmal, das allen ermordeten Juden Europas gedenkt, als „Denkmal der Schande“ bezeichnet hat. In einer persönlichen Erklärung schob er hinterher, dass er damit ein „Denkmal zur Erinnerung an eine Schande“ gemeint hat, da hat ihm die Doppeldeutigkeit des Genitiv hübsch in die Hände gespielt. Deutlich hat er jedoch davon gesprochen, wie sehr die so genannte Bewältigungspolitik „uns“ lähmt. Dabei ist es allemal kein Geheimnis, dass sich Deutschland nicht gerade mit einer aufgearbeiteten Geschichte in Bezug auf die Verbrechen des Nazi-Regimes schmücken kann. 
Oder auch, als an anderer Stelle der werte Alexander Gauland vom Hitler-Regime als „Vogelschiss“ in der Geschichte Deutschlands sprach, was mehr nach Hirnschiss klingt als nach Altersdemenz. Das alles mag zwar eine Strategie sein, um mit „alternativer Geschichte“ eine bestimmte Wählerschaft zu erreichen, doch es strotzt nur so vor offensichtlicher Ignoranz und dummer Provokation. Und um dem Ganzen noch den Hut aufzusetzen, nutzt diese Partei Widerstandskämpfer dieser Zeit für ihre widerliche Propaganda, wie beispielsweise: „Die Geschwister Scholl hätten die AfD gewählt.“ Begründet dadurch, dass auch diese gegen ein unfaires totalitäres Regime gekämpft hätten. Oh ja, Angela Merkel hat auf jeden Fall auch einen Hitlerbart und eine Demokratie, in der solche Aussagen gedeckt durch die Meinungsfreiheit ohne Konsequenzen bleiben, ist auch auf jeden Fall zu vergleichen mit einer Diktatur. Oder wie man in Bayern sagen würde: Hads deppert?!
Dass die AfD den neunten November zu einem Nationalfeiertag machen will, da dieser näher am Volk sei, ist nur wieder einmal ein Funke, der auf trockenes Stroh fällt und Ärger entfacht. Im Zeitalter von Querdenkern, Reichsbürgern und Fascho-Reihen u. a. bei der Polizei, lässt sich die AfD sonst gerne mal aus dem Blickfeld drängen, da all diese Menschen ihnen schön in die Hände spielen. Aber hier der Reminder: Diese Partei sitzt in mehreren Landtagen und im Bundestag und hat durchaus Wirkungsmacht, wogegen wir was tun müssen.

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