Gedankenprozesse

Ich lerne immer noch dazu

Anne | 03.02.22


Ich entwickle mich weiter. Zumindest versuche ich es. Ich informiere mich und versuche wahrzunehmen, was so um mich herum in der Welt geschieht. Ich habe das Ziel, dazuzulernen und mir meine eigene Meinung zu bilden. Besonders in den letzten Jahren setzte ich mich mit unterschiedlichen Themen auseinander, wurde sensibilisiert und entwickelte meine Haltung weiter. Die Bereiche dafür sind mal gesellschaftspolitisch, manchmal Alltagsbezogen oder mir vor einer gewissen Situation einfach nicht bewusst gewesen.

All diese Prozesse finden auf den unterschiedlichsten Wegen statt. Mal bewusster und mal eher unbewusst. Mal aus eigenem Antrieb heraus und manchmal auch durch Anstöße von außen, wie globale Geschehnisse, gesellschaftliche Ereignisse, einem Post auf Social Media oder sozialen Interaktionen. Bei vielen dieser Themen hab ich noch einiges vor mir, aber dazu später mehr.

Für mich zum Beispiel war es eine bewusste Entscheidung, mit dem Gendern anzufangen  und somit meine Sprache bewusster inklusiv zu gestalten. Über die vergangenen Jahre hat sich in diesem Prozess aber auch einiges getan. Hier eine kurze Zusammenfassung: Anfangs fühlte es sich noch eher stockend an, wenn ich unterschiedliche Betonungen zu nutzen versuchte oder nicht genau wusste, auf welche Art ich im Schriftlichen gendern möchte und probierte zunächst eher leicht unbeholfen herum. Mit der Zeit hörte  ich mir unterschiedliche Meinungen an und merkte, ob und vor allem wie andere Menschen es machen. Ich wechselte meine präferierte Art schriftlich zu gendern von  “Innen” zu “*innen”, und setze mich auch weiterhin mit dem Thema auseinander. Ich mache Fehler und tue es mal konsequenter und dann wieder nicht  Meine Sprache ist auch heute noch nicht frei von Diskriminierung aber ich arbeite an ihr und lerne immernoch dazu!

Selbstreflektion spielt bei diesen Prozessen eine wichtige Rolle. Besonders dann, wenn es darum geht, die eigenen verinnerlichten Muster oder Angewohnheiten zu betrachten. Sie in Kontext zu stellen mit den aktuellen Geschehnissen. Sich einzugestehen, dass man so wie man etwas bisher getan hat nicht einfach weiterführen und etwas verändern sollte. Selbstreflektion kann unbequem sein und ist bei Lernprozessen keine einmalige Geschichte. Es ist ein Schritt, welchen ich immer und immer wieder gehen muss um mich zu entwickeln. Zwar tragen Reaktionen von außen auf Veränderungen ihren Teil zum Prozessen bei. Die Meinungen anderer Menschen können mich in solchen Prozessen herausfordern, meinen Standpunkt festigen oder verändern. Aber auch bei diesen  Aspekten geschieht die eigentliche authentische Veränderung der eigenen Haltung oder des Verhaltens geschieht durch eine  Auseinandersetzung und Reflektion im Inneren.

Mein größtes Learning der letzten Jahre war, dass es dazu gehört, nicht auszulernen oder nicht die eine „richtige“ Lösung zu finden.  Manchmal kommen neue Denkanstöße eine ganze Weile später und ermöglichen oder erfordern auch mal eine erneute Auseinandersetzung mit dem Thema. Es kommt auch vor, das ich zu gewissen Denkanstößen auch keine wirkliche Meinung oder einen Standpunkt finden kann, mir aber dennoch über bestimmte Aspekte bewusster geworden bin. 

Für mich ist es wichtig, sich den Druck, alles perfekt und richtig machen zu wollen, zu nehmen. Diese Auseinandersetzung mit Themen und der dazugehörigen Haltung laufen individuell ab und erfordern Zeit und Energie! Und selbst wenn ich der Meinung bin, eine Position gefunden zu haben, weiß ich auch, dass sich diese wieder entwickeln oder verändern  kann. Denn selbst die äußeren Faktoren, welche auf meine Weiterentwicklung einwirken, sind oftmals im Wandel. Wir müssen nicht schon alles wissen, aber wir sollten offen sein, wenn neue Denkanstöße kommen und unsere Haltungen reflektieren!

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