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Zwischen Fast Fashion und Konsumbewusstsein  – Die vielen Facetten der Generation Z

Laura Kremer | 29.03.23

Die ersten digital natives, post millenials oder auch die “Generation TikTok” – es gibt viele Namen für die Generation Z, innerhalb derer sich Trends verbreiten wie Lauffeuer und deren Schnellebigkeit so manchen Boomer überfordert. Nie war es leichter, “viral” zu gehen und schnell (oder kurz?) Berühmtheit zu erlangen. Was dabei herauskommt, ist umstritten: SHEIN-Hauls und Einweg-Vapes reihen sich ein neben einem selbstverständlichen, offenen Umgang mit psychischen Krankheiten sowie Struggles mit der eigenen Sexualität und Identität. Aber was ist dran an den Vorurteilen und Klischees? Eine Übersicht.  

Generell gehören zur Gen Z alle Menschen, die ungefähr zwischen 1996 und 2012 geboren worden sind, also gerade zwischen elf und 27 Jahre alt sind. Natürlich gibt es keine einheitliche Generation Z. Verhaltensweisen und Normen unterscheiden sich zwischen Ländern, sozialen Schichten, Geschlechtern und so weiter. Dennoch gibt es Trends innerhalb dieser Gruppe, die sie von anderen Generationen unterscheiden. (5)


Wenn man das Verhalten von verschiedenen Generationen betrachtet, fällt auf, dass die Umgebung, in welcher die Menschen aufgewachsen sind, eine entscheidende Rolle für ihr späteres Verhalten spielt. Während vorherige Generationen geprägt von Krieg, Wirtschaftsaufschwung oder -krise sind, ist es bei der Generation Z nicht ein Ereignis, welches den Zeitgeist bestimmt – vielmehr sind es diverse Krisen, die wir aktuell miterleben.(4) Dabei ist die Gen Z gerade in einem Alter, der Adoleszenz, in der sie die Ereignisse der letzten Jahre potentiell sehr einschneidend erlebt. (7) Bereits mit 12 Jahren haben viele junge Menschen so schon Lockdowns und Pandemie, Klimakrise, Wirtschaftskrise und die momentane Energiekrise mitbekommen. (6)


Diese Krisen sind keine abstrakten Probleme, sondern betreffen jede*n einzelne*n von ihnen direkt. Die Lockdowns in der Corona-Pandemie stellten gerade Kinder und Jugendliche sowie deren Familien vor große Herausforderungen. Die Inflation, Angst vor einer Eskalation des Ukraine-Krieges oder Umweltkatastrophen infolge der Klimakrise sind Teil der Realität geworden, mit der vor allem junge Menschen über das Internet, aber auch  im echten Leben ständig konfrontiert sind. Diese Eindrücke haben einen großen Einfluss auf ihr aktuelles sowie zukünftiges Verhalten. Durch die äußeren Umstände wurde ein großes soziales Bewusstsein und der Wunsch geschaffen, Mitmenschen zu helfen. Gen Z ist daher wahrscheinlich die sozial offenste Generation, die es bis jetzt gab. Sozial offen bedeutet dabei kulturelle Toleranz, aber auch allgemeine Offenheit gegenüber “Otherness”. Dies spiegelt sich auch in persönlichen Werten wie Ehrlichkeit, Verlässlichkeit und dem Helfen anderer Menschen wider. Morning Consulting untersuchte diesbezüglich 2018 die Generation Z in den USA und kam zu dem Schluss, dass 62% jener das Helfen anderer Menschen als wichtig für sich persönlich ansehen. Dies sind 18% mehr als der Durchschnitt der älteren Generationen. (5,1,7,3) Das erklärt, weshalb die Gen Z es schafft, sich online zum Teil sehr “real” zu zeigen. Viele junge Influencer*innen teilen weit mehr als nur die schönen Momente auf ihren Kanälen. Social Media wird auch genutzt, um über diverse Krankheitsbilder aufzuklären oder persönliche Probleme anzusprechen, damit sich andere weniger alleine fühlen. Wie so oft ist das aber nur eine Seite der Medaille, schließlich gibt es auch die Andrew Tates dieser Welt und ihre Anhänger, die dieselben Kanäle nutzen. 


Apropos Social Media – um der Gen Z ein Stück näher zu kommen, ist Instagram ein guter Schauplatz: Als erste digital natives postet sie prinzipiell alles, was so in ihrem Leben passiert, auf Social Media. Der einfache Zugang zu diesen Netzwerken durch das selbstverständliche Aufwachsen mit dem Internet schafft eine virtuell über nationale Grenzen hinaus gut vernetzte Generation. Soziale Medien sind dabei nicht nur wichtig für die persönliche Darstellung, sondern beeinflussen auch maßgeblich das Konsumverhalten: Die Gen Z vertraut nicht nur auf Information der Firmen über ihre Produkte,  sondern auch auf die Meinung ihrer „Freund*innen“ in den sozialen Medien (1, 7, 5). Das Wort mag dabei vorsichtig gewählt sein; immer mehr Kanäle berichten über sogenannte parasoziale Beziehungen, bei denen man durch die ständige Beschäftigung mit dem Privatleben von Personen im Internet das Gefühl bekommt, sie wirklich zu kennen. Gerade Influencer*innen nehmen häufig sehr viel Raum im Leben ihrer Follower*innen ein, sodass deren Meinung besonders ernst genommen wird – auch, wenn es sich dabei um Werbung für mehr als fragwürdige Produkte oder Dienstleistungen handelt.


„Während klassische Rollen-verteilungen und Stereotypen immer unwichtiger werden, versucht diese Generation gerade, ihre Identität und Persönlichkeit zu definieren.“

Entscheiden sich Gen Z-ler*innen, ein Produkt zu kaufen, haben sie jedoch nicht nur Ansprüche an jenes selbst, sondern auch an die Firmen und Marken, die dahinter stehen. Gen Z hat aus all diesen Krisen nämlich gelernt, dass es jetzt Zeit für einen Wandel ist, aber dafür verantwortlich machen sie nicht ihre Regierungen, sondern die Firmen selbst. (2)


Laut Studie kann ihr Konsumverhalten als sozial bewusst beschrieben werden. Das bedeutet, dass die Konsumierenden die Folgen ihrer Entscheidungen, ein Produkt zu kaufen oder nicht, beachten. Scheinbar ist sich Gen Z bewusst, welche Verantwortung selbst kleine Entscheidungen, wie die, ein Lebensmittel im Supermarkt zu kaufen oder nicht, mit sich bringen. Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Soziale Gerechtigkeit ist ein Merkmal, das Gen Z von vorherigen Generationen unterscheidet. Generell sieht Gen Z die Welt nicht durch eine rosa Brille, sondern rational den Tatsachen ins Auge.(8, 5, 6) Wie passt das aber mit teils doch wieder sehr umweltschädlichen Trends wie den eingangserwähnten Einweg-Vapes zusammen?

Wie so oft gibt es wohl einfach sehr verschiedene Bubbles. Einerseits ist da die wahrnehmbare Politisierung und der Aktivismus für mehr Klimabewusstsein oder Sichtbarkeit von unterdrückten Gruppen und Minderheiten (LGBTQ, Frauenrechte, Menschen mit Behinderung, Antirassismus etc) gepaart mit einer durchaus hohen Demonstrationsbereitschaft. Gleichzeitig hat Gen Z aber auch einen Hang zum Hedonismus. Möglichst viel Spaß zu haben bedeutet zwar nicht unbedingt, in materielle Güter zu investieren, sondern auch in Erfahrungen. Doch auch Statussymbole sind für diese Generation wichtig. Während klassische Rollenverteilungen und Stereotypen immer unwichtiger werden, versucht diese Generation gerade ihre Identität und Persönlichkeit zu definieren. (5, 6, 7) Der Spagat zwischen den unbegrenzten Möglichkeiten, die man permanent in den eigenen Feed gespült bekommt, dem Bewusstsein um die Krisen der Welt, dem Wunsch, sich gut zu verhalten und trotzdem ein absolutes Kind des Konsums zu sein, ist nicht leicht. Der ständige Vergleich mit dem scheinbar perfekten Leben von anderen lässt einen schnell das Gefühl haben, immer etwas zu verpassen. Moralvorstellungen und Umweltbewusstsein sind zudem auch nicht bei allen verbreitet. Und wenn, so weichen sie auch manchmal dem Druck, dazugehören zu wollen.  Zusammengefasst ist die Generation Z geprägt von einerseits unendlichen Möglichkeiten und Chancen, sozialer Toleranz und Offenheit, andererseits durch den Druck von sozialen Medien, aufweichenden Stereotypen und der Suche nach Identität, bei welcher jede*r nur den meisten Spaß und Vorteil für sich selbst sieht. Gen Z ist eine Generation zwischen diesen beiden Gegensätzen, auf die große Verantwortung übertragen wird und die vor großen Herausforderungen steht.


Letztendlich darf man nicht vergessen, dass diese Generation ihre Verhaltensweisen und Normen gerade noch entwickelt. Wir werden noch sehen, was sie in Zukunft so für uns bereithält.


  1. Francis, T., Hoefel, F. (2018): 'True Gen': Generation Z and its implications for companies. The influence of Gen Z - the first generation of true digital natives - is expanding. Hg. v. McKinsey&Company. URL: https://www.drthomaswu.com/uicmpaccsmac/Gen%20Z.pdf.
  2. Meredith Ferguson: Money Talks (and Drives Social Change). 2018 Survey of Young People and Social Change. Hg. v. DoSomething Strategic. URL: https://medium.com/dosomethingstrategic/money-talks-and-drives-social-change-ad38cab7fc33.
  3. Morning Consult (2018): What Millennials Expect from Your Brand: How Do the Values and Ethics of America’s Most Sought-after Generation Shape Their Consumer Choices. Hg. v. Morning Consult. ULR: https://morningconsult.com/wp-content/uploads/2018/07/Morning-Consult-Brand-Toolbox-Millennial-Report.pdf. (
  4. Generation X, Y, Z and others (2019). WJSchroer. URLD: http://socialmarketing.org/archives/generations-xy-z-and-the-others/
  5. Rasa Smaliukiene; Elena Kocai; Angele Tamuleviciute (2020): Generation Z and Consumption: How Communication Environment Shapes Youth Choices. In: MS 11 (22), S. 24–45. URL: https://hrcak.srce.hr/ojs/index.php/medijske-studije/article/view/9879.
  6. Sladek, S., Grabinger, A.: Gen Z. the first generation of the 21st Century has arrived! Hg. v. XYZ University. URL: https://www.xyzuniversity.com/wp-content/uploads/2018/08/GenZ_Final-dl1.pdf.
  7. Sramkova, M., Sirotiakova, M.: Consumer behavior of generation Z in the context of dual quality consumption products in EU market. In: Globalization an its Socio-Economic Consequences 2020, SHS Web COnferences 2021 (92).
  8. Webster, Frederick E.: Determining the characteristics of the social conscious consumer. In: Journal of Consumer Research 1975 (2), Artikel 3, 188.96. URL: http://www.jstor.org/stable/2489054.
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