FOLK-S - Will you still love me tomorrow?

I Alessandro Sciarroni

Dunja | 03.11.21


FOLK-S. Die erste Performance und das SPIELART als erstes Theaterfestival, welches ich seit dem Beginn der Pandemie besuche. Allein schon deswegen ging ich mit viel Vorfreude und Offenheit in diese erste Performance und ließ diese auf mich zukommen. Das Einzige was ich wusste war, dass es um Schuhplattler gehen soll. 

Der Tanz kommt aus dem östlichen Teil der Alpen, wird in seiner ursprünglichen Tradition nur von Männern getanzt und ist insbesondere an einer Bewegung zu erkennen: Handschlägen auf Oberschenkel und Schuhe.

Der Choreograph Alessandro Sciarroni verfolgt mit der Performance die Rekonstruktion des Schuhplattler als populäres Phänomen, was ihm auf eine einzigartige Art und Weise gelingt: Die Performer*innen befinden sich bereits in einer kreisförmigen Formation, als das Publikum eintritt. Zur Einleitung der Aufführung tanzen sie in eben dieser Aufstellung noch recht einfache Schrittkombinationen des Volkstanzes ohne musikalische Begleitung. Bereits dieser Beginn des Tanzes hat mich, wie es im Laufe der Performance noch öfter passieren wird, zutiefst beeindruckt, da der äußerst synchrone Beginn von Schrittkombinationen scheinbar intuitiv und ohne Absprache innerhalb der Gruppe passiert. Im Laufe der Performance werden die Schrittkombinationen anspruchsvoller, verschiedene Musik (Von Klangteppichen über Techno zu Gesang) wird eingespielt und endet wieder, Formationen werden gewechselt, zwischendurch ein Ruf. Und: Performer*innen sowie Zuschauer*innen gehen und treten nicht wieder auf/ kommen nicht wieder zurück auf die Publikumstribüne. 

Foto: privat.

Wieso das? Dies entspricht einer Regel, welche nach der Einleitung der Performance verkündet wurde: Die Performance dauert so lange an, bis entweder keine der Tänzer*innen mehr tanzen kann oder alle Zuschauer*innen gegangen sind. Wer den Raum einmal verlassen hat, darf nicht wieder reinkommen. Und obwohl die gesamte Aufführung “nur” aus Schuhplattler bestand, war fast das gesamte Publikum noch anwesend, als die letzte Tänzer*in die Bühne verließ. 

Die sich immer und immer wiederholenden Schrittkombinationen, die sich abwechselnde Ruhe und Musik und die Energie der Tänzer*innen zogen mich in ihren Bann und ich erwachte nach Eineinhalb Stunden Performance wie aus einer Trance zum Applaus. Ein gelungener Festivalbeginn für mich.